Diese Photo stammenaus dem 1938 erschienenen Buch "Schauspieler erzählen":
Aus H. E. Weinschenk "Schauspieler erzählen", Berlin 1938:
Weg des Künstlers - Weg des Kampfes
36 Porträts von Schauspielern und Schauspielerinnen sind es, die hier auftauchen - - Künstler und Künstlerinnen, die jeder kennt, sei es von der Bühne her, oder vom Film. Es ist eine Auswahl nur, denn bei der Fülle der bedeutenden künstlerischen Persönlickeiten,war es undenkbar, alle diejenigen zu berücksichten, die den gleichen Anspruch gehabt hätten, hier zu erscheinen; deshalb soll ihr Fehlen kein Werturteil sein. Das Buch stellt sich nicht die Aufgabe, diese 36 Künstler zu würdigen, wenn auch hier und da ein kritischer Umriß erkennbar wird; denn das ist im Laufe der jahre bereits hinreichend geschehen und geschieht auch weiterhin bei neuen Leistungen. Hier handelt es sich darum, die Entwicklung des Schauspielers kennenzulernen, einen Blick in die menschlichen Bezirke zu tun, zu erfahren, welcher Art ihr Weg war. Gerade über die Bühnenkünstler herrschen so viele irrige Meinungen, gibt es eine solche Unzahl oberflächlicher Lebensläufe, daß es schon deshalb reizvoll ist, einmal verbürgte und weitgehende Angaben zu erhalten. Natürlich stammen die Formulierungen dieser Schilderungen nicht von den Künstlern selbst - sie lieferten nur die Unterlagen; dennoch atmet jedes Kapitel die Eigenart des betreffenden Schauspielers, spiegelt sich jedesmal wahrheitsgetreu sein Leben wider. Jeder dieser Wege ist anders, ebenso wie das Erleben unterschiedlich ist; aber doch haben alle etwas gemeinsam: das Kämpferische. Niemand ist unter ihnen, den die Laune des Glücks plötzlich emporgetragen hat, der spielend sein Ziel erreichte - alle haben sich durchringen müssen, viele ertrugen Entbehrungen und erlebten bittere Enttäuschungen. Aber der Glaube an sich, und die Liebe zur Kunst gaben ihnen jene Kraft, durch die der Mensch die größten Widerstände überwindet. So soll das Buch auch den Sinn erfüllen, die Illusion zu zerstören, daß der Beruf eines Künstlers leicht sei, daß man in ihm rasch zu Ruhm und Reichtum gelangen kann. Wenn irgendwo, so hat hier der Satz Gültigkeit: Viele sind berufen, aber wenige auserwählt.
Harry E. Weinschenk"
Könnte man sich Curt Götz, diesen überlegenen, heiter-gelassenen, wandlungsfähigen Schauspieler, diesen gescheiten, erfahrenen und erfolgreichen Bühnenschriftsteller als praktischen Arzt vorstellen? Wohl kaum! Und doch waren es im Grunde genommen rein wirtschaftliche Umstände, durch die solche Pläne durchkreuzt wurden, so daß bei der notwendig gewordenen Berufswahl kurzerhand die Entscheidung auf die künstlerische Laufbahn fiel.
"Es ist wohl seltsam", so erklärt Curt Götz, "daß beide Berufsarten, der Arzt und der Künstler, in meiner Familie vertreten sind. Der Großvater mütterlicherseits nämliche war ein in Bremen sehr beliebter Dialektdichter, der auch kurze Zeit Schauspieler gewesen ist, und mein Großvater väterlicherseits war ein in Basel geschätzter Augenarzt, der einen tragischen Tod fand. Er wurde auf einem Ritt zu einem Patienten außerhalb der Stadt ermordet. Mein Vater lebte, als ich zur Welt kam, als Kaufmann in Mainz. Ich habe keine Erinnerung an ihn, denn als ich einundeinhalbes Jahr alt war, starb er. Die Familie meines Vaters ist schweizerischer Abstammung, die der Mutter italienischer Herkunft, sie selbst allerdings war eine Deutsche.
Infolge des harten Schicksalsschlages war die Mutter gezwungen, sich eine neue Lebensgrundlage zu schaffen. Durch Beziehung ihres Bruders, eines Arztes, kam sie nach Halle an der Saale, wo sie eine Privatklinik der beiden bedeutenden Ärzte Prof. Dr. Fritz von Bramann und Prof. Dr. Hermann Schwartze leitete. Bramann war es, der als Assistent von Ernst von Bergmann den Luftröhrenschnitt an dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm ausführte, und Schwartze ist einer der Begründer der wissenschaftlichen Ohrenheilkunde. Hier in Halle bin ich aufgewachsen, hier besuchte ich die Schule und hier entschied sich auch meine Zukunft. Wohl hatte ich einesteils für die Dinge, die mit dem Theater in Beziehung standen, größtes Interesse, dennoch stand der Wunsch, einmal Medizin zu studieren, im Vordergrund.
Wahrscheinlich war es die medizinische Atmosphäre, in der ich lebte, die mich in jenen Jahren so stark beeinflußte, daß mir der Beruf eines Arztes bald als Ideal vorschwebte. Meine Mutter, die ihre Stellung nicht in erster Linie von der wirtschaftlichen Seite her auffaßte, sondern in ihrer warmen Menschlichkeit bemüht war, ihren Patienten das Dasein nach Möglichkeit zu erleichtern, kam bald auf den Gedanken, meinen Humor für die Kranken nutzbar zu machen. "Geh ins Zimmer Nr. 3 zu dem Gutsbesitzer R.", so sagte sie beispielsweise, "und vertreibe ihm die Grillen. Und komme nicht eher zurück, als bis er gelacht hat!". Ich kam willig solchen Aufforderungen nach, und so war ich bald in allen Krankenzimmern ein gern gesehener Gast. Den Ärzten blieb das natürlich nicht verborgen, und es war ihnen schon recht, daß ich auf solche Weise die oft deprimierten Patienten erheiterte. Geheimrat von Bramann schloß mich bald in sein Herz, und wenn er mich sah, fragte er: "Nun, Herr Kollege, was macht der Patient von Zimmer 2?"
Natürlich erhielt er einen treffenden Bericht über die Gemütsverfassung des Kranken, die ja irgendwie mit dem Gesamtzustand in Zusammenhang stand. Der Geheimrat ist es auch gewesen, dem ich meine Leben verdanke, denn als ich an einer Lungen- und Rippenfellentzündung erkrankte und plötzlich ein bedrohlicher Zustand eintrat, operierte er mich - eine Rippe mußte daran glauben - und ich war gerettet. Der ganze Vorgang hat damals - von dem Moment, wo man mich aus dem Bett auf die Krankenbahre hob, bis zu dem Augenlbick, wo ich wieder ins Zimmer transportiert wurde - nur dreizeneinhalb Minuten gedauert, für damalige Begriffe zweifellos eine respektable Leistung!
Man wird unwillkürlich fragen, ob denn damals, als ich noch das Gymnasium in Halle besuchte, nicht bereits irgendwie Ansätze erkennbar waren, die auf das schauspielerische oder schriftstellerische Talent hinwiesen. Nun - ich muß wohl ein guter Rezitator gewesen sein, denn mein griechischer Professor bevorzugte mich offensichtlich, wenn es hieß, aus dem Homer vorzulesen. Und war er einmal schlecht gelaunt, dann mußte ich ihm aus der unsterblichen Odyssee vorlesen. "Keiner, Achilleus, glich an Seligkeit dir, und keiner wird jemals dir gleichen", so kam es schwungvoll und klingend von meinen Lippen. Wohlgefällig hörte der Prrofessor zu, seine Mienen glätteten sich allmählich und bald waren die Unmutsfalten verflogen. Freilich - mit dem Übersetzen der vorgetragenen Verse hätte es sehr gehapert.
Den ersten Theatereindruck hatte mir eine Aufführung des Mächens "Klein-Däumling" vermittelt. Als ich dann ein Puppentheater erhielt, veranstaltete ich mit meinem Freunde selbst Vorstellungen Wir waren bemüht, unsere kleine Bühne mit den modernsten Einrichtungen auszustatten, und so traten häufig finanzelle Schwierigkeiten ein. Es kostete manchen Kampf, um meinen Sozius zur Bewilligung solcher Extraausgaben zu bewegen, und war er einmal hartnäckig, weil die Mittel nicht reichten, dann verkaufte ich rasch beim Klinikpersonal Eintrittskarten für eine Aufführung, ohne Rücksicht darauf, ob wir spielten oder nicht. Die Texte für die kleinen Handlungen waren käuflich zu haben; ich habe sie aber meistens umgearbeitet - meine ersten dramaturgischen Versuche, wenn man will! Als Pennäler habe ich auch hin und wieder Erzählungen verfaßt; "Auf der Fährte" hieß beispielsweise eine solche Indianergeschichte. Im deutschen Aufsatz war ich im allgemeinen sehr gut. Einmal aber, das weiß ich noch genau, erhielt ich eine Vier "Stil zu sehr von K. M. beinflußt" war die Begründung. K. M. hieß Karl May. Ich habe auch damals in einer regelrechten Theateraufführung mitgewirkt; das war draußen in einem Gartenlokal anläßlich einer Schulfeier. Wir spielten Schillers "Räuber", ich selbst verkörperte den Franz Moor. Die Zuschauer - Eltern, Geschwister, Bekannte der Schüler - waren derart begeistert, daß ihr dröhnender Beifall direkt den Ablauf der Geschehnisse störte. Normalerweise hätten alle diese Umstände den Wunsch erwecken müssen, Schauspieler zu werden, für mich hatte aber merkwürdigerweise die Sache keinen Reiz, weil ich mir einbildete, das alles schon zu können. Dennoch kam es so, wie ich es eigentlich nicht erwartet hatte.
Als meine Mutter mit ihrer Klinik in eine wirtschaftliche Krisis geriet, war der Traum, einmal Medizin zu studieren, ausgeträumt, denn nun hieß es, möglichst rasch auf eigenen Füßen zu stehen. Ich beendete die Gymnasialzeit mit der Obersekundareife, besann mich auf meine zweite, wenn auch in den Hintergrund gedrängte Neigung und beschloß, zur Bühne zu gehen. Durch meinen Stiefvater - die Mutter hatte inzischen zum zweiten Male geheiratet - kam ich zu einem sehr bekannten Berliner Schauspieler, der mir dramatischen Unterricht erteilen sollte. Dieses Studium umfaßte ganze drei Stunden. Als ich das eine Mal zu ihm nach Grunewald herausfuhr, war er überhaupt nicht da; er hatte die Unterrichtsstunde vergessen. In der zweiten Stunde begann er mit Sprechübungen - nach anderthalb Minuten waren wir beide stockheiser vom Brüllen. Beim dritten Mal meinte er: "Was wollen Sie eigentlich bei mir lernen - Sie machen das alles viel besser als ich!" So begab ich mich denn auf Engagementssuche. Es ging sehr rasch, denn ein bekannter Theaterdirektor brachte mich in Rostock unter - mit 60 Mark Monatsgage! Das war der Beginn.
Mein Debüt erfolgte in einem Kriminalstück - ich hatte zwei kleine Rollen zu verkörpern, einen Professor und einen Gauner. Die eine Szene verlangte es, daß ich mich auf ein Faß setzte und dort meine wenigen Worte vom Stapel ließ. Als ich mich wieder erheben wollte, war ich festgeklemmt - ich hatte mich zu tief mit meinem Gesäßteil in die Öffnung gesetzt. So mußte ich meinen Dialog in dieser seltsamen Stellung zu Ende sprechen. Man hielt mich übrigens für sehr talentiert, nur mit dem Sprechen haperte es, man verstand mich höchstens bis zur zweiten Parkettreihe, die mangelnde Sprechtechnik machte sich eben erheblich bemerkbar. So mußte ich fleißig üben, um diese Mängel auszugleichen. Atemübungen strengen, wenn man sie nicht gewohnt ist, sehr an, und so fand mich eines Tages meine Wirtin ohnmächtig auf dem Boden liegend an. Es waren gewiß keine goldenen Zeiten in Rostock, denn mit meinen 60 Mark kommte ich keine großen Sprünge machen. Nur bei Premieren leistete ich mir den Luxus, den Koffer mit der Garderobe von meinem Zimmer ins Theater tragen zu lassen; das kostete 10 Pfennige.
Im Sommer spielten wir in Kolberg, und dort warte ich einmal einen schüchternen Anlauf, um meine finanzielle Lage etwas zu verbessern. Es handelte sich schließlich um ein nicht unbekanntes Ostseebad, die Verhältnisse waren also teurer als in Rostock, deshalb wandte ich mich an einen Kollegen, einen Neffen des Direktors: "Was meinen Sie, wenn ich Ihren Onkel bitten würde, mir zehn Mark zuzulegen - ob er es tun würde?" - Der Neffe sah mich mitleidig an: "Sie haben wohl Ihr bißchen Verstand verloren ..."
Zwei Jahre dauerte dieses erste Engagement - die nächste Etappe war Nürnberg, wo ich ans Intime Theater kam; es war ein großer Sprung vorwärts. Hatte ich bisher in der Hauptsache Chargenrollen gespielt - einmal einen sechzigjährigen als Siebzehnjähriger - so waren es jetzt Figuren des Charakterfachs, die ich verkörperte. In Nürnberg war ich zum ersten Mal verliebt. Diese Schwärmerei bekam beinahe eine tragische Note, als mich ein Nebenbuhler auf Säbel forderte und ich im Grimm und Stolz meiner Jünglingsjahre nur für Pistole zu haben war. DIe Sache fand aber ein glückliches Ende.
In jenen Sturm- und Drangjahren von Nürnberg passierte mir einmal eine sehr amüsante Geschichte. Wir hatten uns das Bahnhofsrestaurant für unsere ausgedehnten Kneiptouren ausgesucht, da hier der Lokalschluß später war. Ich konnte viel vertragen und behauptete, daß es überhaupt nicht möglich wäre, mich umzuwerfen. Meine Freunde wollten die Probe aufs Exempel machen und brachten es auch tatsächlich zuwege, daß sich allmählich meine Sinne umnebelten und ich schließlich einschlief: sie müssen mir ein ungeheuerliches Gesüff gebraut haben. Als ich erwachte, saß ich allein am Tisch. Ich rieb mir verwundert die Augen, Es war eine Bahnhofswirtschaft, in der ich mich befand, das stimmt schon, aber als ich genau hinsah, stellte ich fest, daß es nicht die von Nürnberg, sondern die von Regensburg war. Wie sehr ich das Gedächtnis auch anstrengte, mir bliebe es völlig schleierhaft, wie ich hierher gelangt war. In Nürnberg klärte sich das Rätsel. Lachend gestanden meine Freunde, mich narkotisiert zu haben, worauf sie eine Fahrkarte lösten und mich in ein Coupe hoben. Jemand hatte dann dafür gesorgt, daß ich in Regensburg vom Abteil nach dem Bahnhofsrestaurant gebracht wurde, wo ich dann schließlich zu mir kam. Ich habe Wetten, die meine Trinkfestigkeit betrafen, nicht mehr abgeschlossen...
Dritte Station war bereits Berlin - das Kleine Theater. Und von Berlin aus, wenn auch einige Jahre danach, begann ich meine Gastspielreisen, die ich später mit eigenem Ensemble unternahm. Auch hier spielte ich Charakterrollen, und als ich eines Tages beim Direktor vorstellig wurde und bat, auch mal einen Liebhaber zu spielen, meinte er :"Sie sind ein guter Chargenspieler und Charakterdarsteller, aber kein scharmanter Bonvivant!" - "Wetten, daß ich es bin?" sagte ich. Da erwiderte er kurz und bündig: "Für solche Experimente gebe ich mein Theater nicht her!" - Da er aber bald danach verreisen mußte, spielte ich doch die Rolle.
In diesem Theater wurde einmal ein Stück aufgeführt, das eine sehr komische Figur enthielt, einen 108jährigen Mann, der schon nahezu verblödet war. Dieser Trottel, den ich darzustellen hatte, mußte, um seine totale Verkalktheit zu beweisen, folgendes sagen: "Drei Dinge gibt es, die ich mir nicht mehr merken kann, erstens Zahlen, zweitens Namen und drittens - - ja, das habe ich vergessen" Nummer 3 war die Pointe, aber sie wurde von Max Adalbert, der mitspielte, stets zerstört - sei es, daß er an dieser Stelle gerade hustete, oder aber laut lachte. So ging es Abend für Abend, bis die hundertste Aufführung kam. "Heute", so erklärte Adalbert feierlich, "werde ich vernünftig sein, heute sollst Du zu Deiner Pointe kommen!" Ich glaubte ihm und begann: "Drei Dinge gibt es, die ich mir nicht merken kann: erstens Zahlen, zweitens Namen und drittens . . ." Da unterbrach mich Adalbert: "Ja, ja, das wissen wir schon, das haben Sie vergessen!" . . .
Wobei ich noch kurz erwähne, daß meine tastenden schriftstellerischen Versuche in der Knabenzeit später eine Fortsetzung gefunden haben, indem ich eine Reihe von Bühnenwerken schrieb wie "Nachtbeleuchtung", "Menagerie", "Ingeborg", "Tote Tante", "Hokuspokus", "Dr. med. Hiob Prätorius", "Zirkus Aime", so bleibt nur noch die seltsame Geschichte von der Bekanntschaft mit meiner Frau zu berichten. Ich spielte damals gerade in der Aufführung von "Ingeborg" mit, die im Josephstädtischen Theater in Wien gegeben wurde. Das Stück ging ausgezeichnet, das Haus war jeden Abend ausverkauft, plötzlich trat eine bedrohliche Situation ein, als Else Eckersberg, die die Titelrolle spielte, fort mußte und kein Ersatz da war. "Was machen wir nur?" fragte ich ganz ratlos den Direktor. Der sann einen Augenblick nach, dann meinte er: "Ich wüßt' schon jemand, der die Rolle spielen könnte, aber ich sage Ihnen den Namen nicht." - "Warum denn nicht?" fragte ich erstaunt. - "Weil Sie an der hängenbleiben - die heiraten Sie!" - Ich tippte an die Stirn: "Lieber Direktor - ich eine Schauspielerin heiraten? Im übrigen habe ich genug vom Heiraten!" "Ich weiß es ganz bestimmt," erwiderte der Direktor, "ich habe dasselbe Joseph Kainz prophezeit und es ist prompt eingetroffen - es wird diesmal bestimmt nicht anders sein, ich will nicht Ihr Unglück!" - Da wurde ich ungeduldig: "Machen Sie keine Witze, Direktor, wie heißt sie?" - Seufzend nannte er den Namen Valerie von Martens. - "Her mit der Ziege!" sagte ich. Der Direktor ging.
Der Direktor kam zu Valerie von Martens: "Ich habe da eine Rolle für Sie - in 'Ingeborg'". - "Ich kenne das Stück, ich kann auch die Rolle, aber Sie werden keinen Vertreter für die männliche Hauptrolle haben!" - sagte sie - "Ich habe schon einen, aber den Namen sage ich Ihnen nicht!" erklärte er. - Die Künstlerin lächelte: "Warum denn nicht?" - "Weil Sie an dem hängenbleiben, den heiraten Sie." - Da lachte Valerie von Martens laut auf: "Ich einen Schauspieler heiraten? Wo denken Sie hin? Also wer ist es?" - "Es ist der Autor selbst", antwortete der Direktor.
Wir spielten zusammen und - - heirateten. Die Prognose des Direktors hat sich bewahrheitet . . .
Zum Filmschaffen blieb mir nicht viel Zeit, denn einesteils nahm mich immer meine schriftstellerische Tätigkeit sehr in Anspruch, andererseits standen dem meine zahlreichen Gastspielverpflichtungen entgegen. Große Aufgaben brachte mir 1938 mein erster Tonfilm "Napoleon ist an allem schuld", der mich als Autor, Regisseur und Hauptdarsteller nennt. "
Curt Goetz
entnommen aus:Schauspieler erzählen, Verlag Limpert, Berlin 1938
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