1932 hieß es in einer Kritik über die "Tote Tante" in einem Müchnener Blatt:
"Aus jeder Zeile dieses Stückes von Curt Goetz ist ersichtlich, was für ein gemeiner Jude der Autor ist."
Darauf schrieb Curt Goetz: "Sehr geehrter Herr! Ich bin zwar kein Jude, wenn ich aber daran denke, daß Sie auch keiner sind, möchte ich lieber einer sein.
Curt Goetz"
Aus: Die Verwandlung des Peterhans von Binningen, © 1962 DVA, Stuttgart
Als Curt Goetz noch nicht so berühmt war, erhielt er eines Tages ein Telegramm des Lessingtheaters, das ihm die Rolle des Napoleon in der wieder ausgegrabenen "Madame sans Gêne" gegen eine Monatsgage von 2000 Mark anbot. Goetz runzelte ein paar Augenblicke seine Dichterstirn, dann stand folgendes auf dem Antwortformular: "Akzeptiere mit 3000 Goetz - sonst von Berlichingen."
Ich bin vor allem aber dankbar - dem Theater! Ich bin ihm verfallen! Dem Theater mit seinem zauberischen Duft von Schminke, Mastix, versengten Haaren, imprägnierten Bauernstuben, Wäldern und Palästen. Ich liebe es von der Versenkung bis zum Schnürbode, von der Requisitenkammer bis zum Souffleurkasten. Ich liebe die Soffitten, die Kabel, die Scheinwerfer, die Kulissen, die Züge an den Kulissen, und - als es noch welche gab, das war, als ich noch jung war, da gab es sie - die Sandsäcke an diesen Zügen! Die Sandsäcke, die man ganz unauffällig anbohren konnte, wenn man so übermütig war, wie wir es damals waren, so daß der Sand auslief! Und wenn man den richtigen erwischte, den nämlich, der das Gegengewicht vom Vorhang war, dann fiel dieser ganz langsam. Und zwar so gründlich, daß er, nachdem er unten war, weiter fiel, so daß an seinem oberen Ende die Seile, an denen er hing, sichtbar wurden, unt hinter diesen die Dekoration wieder zum Vorschein kam, dann langsam die Köpfe der Schauspieler und dann erst ihre Beine. Ein auf diese Weise gefallener Vorhang war nicht wieder hochzukriegen, so daß wir Schauspieler in den "Sargdeckel" gehen konnten, oder wie immer die Künstlerkneipe hieß, und das Ende des Stückes, das wir nicht mehr gelernt hatten, nicht zu Ende spielen brauchten. Mit dem Ersatz dieser Sandsäcke durch festgeschiente Bleigewichte verlor das Theater seine beglückende Leichtigkeit und damit begann sein Niedergang. Das ist meine feste Überzeugung
... So beschlossen wir, bei der Gemeinde Iglau schriftlich nachzufragen, w e r meine Ehefähigkeit zu bezeugen hätte, an Hand welcher Erklärung Iglau seinerseits die Eheerlaubnis erteilen würde. "Die Berliner Polizei", lautete die Antwort.
Das waren damals rund 15.000 Schupos, konstatierte mein Mann, und das wäre ihm zuviel, sagte er. Er schrieb kurzerhand zurück, er dächte, daß nur er selber in der Lage wäre, meine Ehefähigkeit zu bezeugen und dieses erst nach der Eheschließung, welcher Aufforderung er dann gern und eingehend nachkommen würde, wozu er aber seinerseits erst die Eheerlaubnis benötige um die Ehe schließen zu können.
Aus: Die Verwandlung des Peterhans von Binningen, © 1962 DVA, Stuttgart
Daß Ihr für uns gezeuget habt, das war von Euch sehr scheene, Nach dem Gesetze dürfen wir, von heut' ab das alleene.
Aus: Die Verwandlung des Peterhans von Binningen, © 1962 DVA, Stuttgart
Ein Autor holte sein Manuskript selber wieder ab, das er meinem Mann zu lesen gegeben hatte, und sagte: "Nachdem Sie mir die Ehre erwiesen haben, Herr Goetz, mein Stück zu lesen, wozu würden Sie mir raten?" "Naturforscher, so habe ich unlängst gelesen", sagte mein Mann nachdenklich, und schlang den Arm väterlich um die Schulter des jungen Mannes während er ihn zur Tür begleitete, "empfehlen uns geistigen Arbeitern, Fisch zu essen, weil dies dem Gehirn Stärkung zuführen soll. Mein Rat wäre folglich, wenn das Manuskript, das Sie mir zu lesen gaben, ein Muster dessen ist, was Sie für gewöhnlich schreiben, glaube ich, daß so drei bis vier Grundhaie von mittlerer Größe im Augenblick für Sie nicht zuviel sein sollten."
Aus: Curt's Geschichten, © 1972 Dimufidra, Schweiz, erschienen bei DVA, Stuttgart.
HARRY: Warum heiratest Du nicht? Es gibt doch noch mehr bildschöne Frauen.
BOBBY: Weißt Du - ich muß Vertrauen zu einer Frau haben. Und eine Frau, die mich nimmt, zu der kann ich kein Vertrauen haben.
Aus: Nachtbeleuchung, 5 Grotesken, ©1919 Berlin
PETER: Ingeborg!!! - Bist Du ein Genie?
INGEBORG: Ich bin ein Weib. Das ist manchmal dasselbe.
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TANTE OTTILIE: Hoffentlich nimmt Ottokar nicht zu viel Erdbeeren in die Bowle. Du weißt, daß sie mir nicht bekommen.
INGEBORG: Du brauchst sie nicht alle allein zu essen, Tante Ottilie.
TANTE OTTILIE: Aber man versagt sie sich leichter, wenn sie nicht erst zu Gesicht bekommt. Zum Unterschied von den meisten Frauen, die man sich leichter versagt, wenn man sie zu Gesicht bekommt.
INGEBORG: Warum sind wir Frauen so schlecht auf uns zu sprechen?
TANTE OTTILIE: Weil wir uns kennen.
Aus: Ingeborg ©1922 Berlin
Ich war damals bei der Zivilgarde und hatte aufzupassen, daß die Japaner die Wälder um Los Angeles nicht in Brand steckten. Die Japaner, offenbar über diese Maßnahme unterrichtet, haben es daraufhin gar nicht erst probiert.
Aus: Die Tote von Beverly Hills, © 1958, Herbig, Berlin
LADY: [...] Warum zieht Religion heutzutage eigentlich so gar nicht mehr?
FREMDER: Man hat sie unpopulär gemacht. Die Herren Gottesverkünder haben die unchristliche und überhebliche Gewohnheit angenommen, von der Kanzel herab die Andächtigen zu beschimpfen, ihnen mit Tod und Verdammnis zu drohen, ihnen Heulen und Zähneklappern zu versprechen. Wer möchte sich das gern anhören, an seinem einzigen freien Vormittag, in einer ungeheizten Kirche?
Aus: Seifenblasen, Sämtliche Bühnenwerke, ©1962 Stuttgart
Kein Vorvort!
Ich habe die Druckfahnen zu "Venus mit Herz und Köpfchen erhalten und in einem Ruck durchgelesen. Ich finde das Buch fascinierend lustig und rührend. Nur weiß ich nicht, was ich dabei noch verderben sollte. Denn ein besseres Vorwort zu schreiben, als es das erste Kapitel ist, ist wohl nicht möglich.
Ich gratuliere dem Autor und dem Verlag zu diesem Werk, auf dessen Erscheinen ich mich freue. Dann weiß man wieder, was man schenken kann.
Mit allen guten Wünschen
Ihr
Curt Goetz
Berlin, den 26. Februar 1959
Aus: Venus mit Herz und Köpfchen von S. Fischer Fabian, ©1959 Argon Verlag, Berlin
RUTH: [...] Ich möchte wissen, wie lange nach m e i n e m Tod du wieder heiraten würdest.
CHARLES: Du stirbst nicht. Du bist nicht der Typ.
RUTH: Elvira war auch nicht der Typ.
CHARLES: Doch. Wenn ich jetzt an sie zurückdenke, muß ich sagen, sie hatte etwas Ätherisches. Etwas, das nicht von dieser Welt war. Niemand könnte das von dir behaupten.
RUTH: Unsinn. Sie war erdig, wie nur jemand erdig sein kann.
CHARLES: Jedenfalls ist sie's jetzt!
RUTH (schockiert): Charles!
CHARLES: Es ist traurig, wie viele Leute vor der Wahrheit zruückschrecken, und wie wenige vor der Täuschung.
RUTH: Schreib das auf, ehe du es vergisst.
CHARLES: Du unterschätzest mich.
RUTH: Jedenfalls entsprang deine Bemerkung weniger deiner Wahrheitsliebe als deinem schlechten Geschmack..
Aus: Blithe Spirit von Noel Coward, © ?? Berlin
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